Offenstallhaltung ist in aller Munde -  Boxenhaltung wird zunehmend kritisiert

Vorbei die Zeiten, in denen Pferde ihr Leben ausschließlich in Boxen fristen müssen.
Doch was ist dran, an der Kritik bezüglich Boxenhaltung und dem zunehmendem Enthusiasmus, Offenstallhaltung betreffend?
Wie müssen die Bedingungen gestaltet sein, so dass die Haltungsform auch wirklich dem Pferdewohl zuträglich ist?
Was muss man beachten, wenn man sein Pferd als Einsteller in einen Offenstall stellen oder selbst einen solchen aufbauen und managen will?
Was ist zu beachten, wenn man sich für Boxenhaltung entscheidet?
 
Das Beachtenswerteste zu diesem Thema sind die einzelnen Pferde an sich.
Deshalb möchte ich im Folgenden aus der Praxis plaudern und Faktoren aufzeigen, denen sie ihre Aufmerksamkeit schenken sollten, damit aus dem Offenstallaufenthalt oder der Boxenhaltung ihres Pferdes kein Pferdeleben in gesundheitsschädlichem  Dauerstress werden wird.
 
Verantwortungsvoll geführte Boxenhaltung mit täglich mehreren Stunden Auslauf oder Paddock zusammen mit Artgenossen und der Möglichkeit Bewegungsmängel durch Arbeit auszugleichen, ist einem mangelhaft geführten Offenstall, der nicht auf pferdegerechte Bedingungen ausgerichtet ist, vorzuziehen.
 
Man kann sich an vorgegebenen Pauschalmaßen orientieren und versuchen allgemeine, landläufig wenig hinterfragte Tipps umzusetzen.
Oder man macht sich mit der "Materie" Pferd etwas genauer vertraut, so dass man die Zusammenhänge verstehen lernt, aus denen die Vorgaben abgeleitet wurden.
Nur so ist es möglich, für jedes Pferd sein individuelles, am besten geeignetes Umfeld zu finden oder zu schaffen.
Auf der Seite Informatives finden sie viele fachlich qualifizierte Publikationen zum Thema Pferd.
 
Einige Punkte daraus möchte ich ihnen hier in eigenen Worten, auf der Basis eigener Erfahrungen nach 34 Jahren praktischem Erleben von Pferden in unterschiedlichsten Haltungsbedingungen, ans Herz legen.
 
Offenstall ist nicht gleich Offenstall.
Boxenhaltung ist nicht gleich Boxenhaltung.
Es gibt große Unterschiede sowohl in der Gestaltung der äußerlichen Rahmenbedingungen, als auch im fachlich qualifizierten Management.
 
Im Net las ich einen Spruch, der meiner Meinung nach etwas sehr Wichtiges deutlich macht:
"Ein Offenstall ist nur so gut, wie die Lebensqualität des darin lebenden rangniedrigsten Pferdes!"
 
Lassen Sie uns etwas detailierter darauf eingehen, was für Pferde wichtig ist und wie man Lebensqualität für Pferde schaffen kann.
Fangen wir bei den Grundbedürfnissen an, nachzulesen hier: http://www.mehrpferd.de/Detailed/3.html

- Frischluft

Dass die Atmungsorgane von Pferden empfindlich sind, haben wir alle schon einmal gehört.

Reicht dies aus, um beurteilen zu können, wann wieviel Frischluft ausreichend ist oder wann bei Haltungsformen mit Boxenhaltung der Mangel an Frischluft gesundheitsschädliche Auswirkungen hat? Wie kann man Mängel ausgleichen und was kann man für die Gesunderhaltung der Atemwege seines Pferdes tun? Worauf muß man bei Boxenhaltung und auch bei Offenstallhaltung achten?
Selbst wenn sich Pferde ununterbrochen im Freien aufhalten dürfen, ist damit noch lange nicht gesichert, dass ihre Lungen gesund bleiben werden.
Es gilt die entscheidenden Faktoren zu berücksichtigen und Zusammenhänge zu erkennen.
 
Machen Sie sich zu allererst mit den Atmungsorganen des Pferdes, deren Funktionen und Abläufe vertraut:  http://www.hippoevent.at/web/files/dr._sandra_leinker.pdf
 
Zu diesem Artikel möchte ich aus eigener Erfahrung etwas anmerken.
Auch Sägespäne kann mit Allergie auslösenden Schimmelsporen durchzogen sein.
Deshalb ist bei der Beschaffung von Sägespäne ebenso auf die Qualität zu achten, wie beim Rauhfutter.
Es versteht sich von selbst, dass Späne regelmässig ausgetauscht werden muß, da Futterreste, Kotreste und andere organische Verunreinigungen ebenfalls Schimmelbildung zur Folge haben können.
Zudem zerfällt die Späne über einen längeren Zeitraum immer mehr zu Feinstaub, der wiederum ebenfalls Husten auslöst.
In der Praxis erlebt man leider häufig, dass großflächig eingestreute Laufställe oder Schutzhütten zwar abgemistet werden , jedoch die komplette Einstreu nur in großen Zeitabständen vollkommen erneuert wird.
Dazwischen wird aus Kostengründen oft nur neue Späne oberflächlich aufgelegt, so dass sich mit der Bewegung der Pferde die neue mit der alten Späne vermischt.
Die Folgen: Schimmelsporen und Feinstaub geraten schnell an die Oberfläche, was dieselben Reaktionen auslöst, wie sporenbelastetes Heu oder Stroh.
 
Für bereits Atemwegserkrankte Pferde muß nach Alternativen gesucht werden.
Vorschläge alternativer Einstreumöglichkeiten und einige Beurteilungskriterien von Holzspäne finden Sie hier:
http://pferdehaltung-pferdetraining.suite101.de/article.cfm/alternative_einstreu_fuer_pferde
 
Neben des Angebotes einwandfreien Rauhfutters und ebenso hochwertiger Einstreu, ist ausreichend Bewegung ebenfalls ein grundlegender Faktor für die Gesunderhaltung der Atemwege - bei bereits vorgeschädigten Pferden für die Erhaltung der noch verbliebenen Funktionen umso mehr.
Doch Wie soll diese Bewegung aussehen?
Reichen 24 Stunden Rumstehen in Frischluft und die Rangordnungskämpfe, die man in Offenställen oft beobachten kann? Wie soll ein Boxenpferd bewegt werden? Was muß man beachten, um das richtige Maß zu finden?
 
Natürlich ist ein Stehen in Frischluft gesünder als ein Stehen in Ammoniakbelasteter Luft, wie es in vielen Ställen der Fall ist.
Vor allem, wenn die Technik des Ausmistens täglich die Ammoniakbildung und Verteilung in der Luft fördert.
Dies ist der Fall, wenn die Urinstellen nicht gründlich entfernt werden. Ein tägliches Durchsieben und Vermischen von sauberer mit nasser Einstreu, vor allem bei Sägespänen,  fördert sogar die Bildung der aggressiven Gase.
Besser ist es, die trockene Streu zur Seite zu schieben und die darunter nassen Stellen jeden zweiten oder dritten Tag vollständig zu entfernen und gegen die verbrauchte, aber trockene Einstreu auszutauschen. Darüber frische Einstreu- fertig. So brauchen die Pferde nicht täglich den schädlichen Ammoniak in konzentrierter Form einatmen, wenn sie stundenlang in der Box stehen müssen.
 
Mindestens einmal am Tag sollte die Lunge des Pferdes richtig arbeiten dürfen. Dies fördert den Abtransport von eingeatmeten Verunreinigungen und auch von Schleim. Dabei ist es wichtig, das Pferd nicht von null auf hundert anzutreiben, so dass es  nach Luft ringen muß und danach immer noch nüsternblähend, wieder nur rumzustehen braucht.
Langsame Steigerung der Atemtätigkeit und gleichmässige Anstrengung, wie zB bei längeren Phasen lockeren Trabes nach Aufwärmen im Schritt, sind einem Herumjagen im Galopp vorzuziehen. Lieber eine halbe Stunde länger im Trab, als zu versuchen, das Pferd innerhalb kurzer Zeit im Galopp außer Atem zu bringen, wenn es nicht an regelmässige Arbeit gewöhnt ist.
Mit schnellem Jagen im Galopp meint der Mensch, sich Zeit zu sparen - jedoch zu Lasten der Atemfunktion des Pferdes.
Werden die Lungenbläschen überdehnt, braucht das Pferd die Bauchmuskulatur, um die verbrauchte Luft aus der Lunge zu pressen, ähnlich wie bei einem chronisch Lungengeschädigten Pferd.
Deshalb ist es sehr wichtig, ein angestrengt atmendes Pferd nicht einfach abzustellen, sondern ihm die Möglichkeit zu geben, nach großer Anstrengung die Lunge in der Bewegung, im Schritt, langsam beruhigen zu lassen. Solange die Nüstern noch gebläht sind, die Atmungsfrequenz erhöht und die Bauchatmung deutlich sichtbar ist, sollte man kein Pferd für längere Zeit stehen lassen. Erst wenn sich die Atmung wieder normalisiert hat,ist die Arbeit (des Menschen!) beendet.
 
 
 
 
 

 

      ....Fortsetzung folgt......

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